Basierend auf der Beobachtung, dass sich Logistikfirmen zu Werbezwecken als Choreographen bezeichnen, untersucht der Great Report unsere eigene Verstricktheit in globale Warenkreisläufe. Die Metapher einer logistischen Choreographie zeichnet das Bild einer reibungslosen, effizienten Verschaltung von Material-, Informations- und Migrationsströmen. Dabei werden die menschlichen und ökologischen Kosten von Transport, die neokoloniale und militarisierte Dimension des Welthandels und die Spezifizität lokaler Kontexte unterschlagen.

Um zu zeigen, dass die Logistik kein royales Ballet ist, haben wir mehrere Recherchereisen unternommen: Wir sind Altwaren nach Nigeria gefolgt, und haben dort zugleich Praktiken der klandestinen Raffinerie von Rohöl aufgezeichnet. In Beirut untersuchen wir, wie aus Müll neues Land und damit viel Geld gemacht wird. Und auf der Insel Kreta versuchen wir die Logistik des Paradieses als ein Ineinanderfließen von Öl und Wasser zu beschreiben. Weitere Dossiers beschäftigen sich mit der körperlichen Verarbeitung unserer Verstricktheit als Trauertanz und mit räumlichen Praktiken der kollektiven Aushandlung.

Als Ausstellung und Performance wurde das gesammelte Material im Januar 2020 auf Kampnagel, Hamburg präsentiert. Eine Lecture Performance zum Projekt wurde im Oktober 2020 bei NODE – Forum for Digital Arts im Mousonturm, Frankfurt am Main gezeigt. Der Great Report ist ein Projekt von Moritz Frischkorn, gefördert durch den Elbkulturfonds der Stadt Hamburg, die Hamburgische Kulturstiftung und die ifa – Institut für Auslandsangelenheiten, und wurde ko-produziert von Kampnagel, Hamburg. Diese Webseite wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.